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Nigeria

„Ich habe noch nie einen legislativen Text gelesen, in dem so viele universelle Menschenrechte auf einmal verletzt werden.“1 So kommentierte Navi Pillay, die Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, das nigerianische Gesetz gegen Homosexualität. Seit 2014 ist der Same Sex Marriage Prohibition Act (SSMPA) in Kraft, seitdem werden Homosexuelle nicht nur von großen Teilen der Gesellschaft, sondern auch von dem nigerianischen Staat massiv verfolgt.

In Nigeria sind mit dem Inkrafttreten des SSMPA im Jahr 2014 sowohl Homosexualität als auch die Unterstützung von Homosexuellen illegal geworden. Die nigerianische Justiz verurteilt Homosexuelle, wenn sie in einem homosexuellen Akt erwischt werden oder der Verdacht auf homosexuelle Kontakte besteht zu Gefängnisstrafen von zehn bis 14 Jahren (Section 5(2) des SSMPA).

Während Homosexuelle im christlichen Süden von Nigeria, wo der SSMPA gilt, Gefängnisstrafen und sozialer Ausgrenzung riskieren, droht ihnen im muslimischen Norden die Todesstrafe: Zwölf nord-nigerianische, muslimische Bundesstaaten stehen unter dem Scharia-Gesetz. Wer hier bei homosexuellen Aktivitäten erwischt wird, wird zum Tod durch Steinigung verurteilt.2

Neben den Vereinten Nationen machen auch sämtliche Menschenrechtsorganisationen (Human Rights Watch, Amnesty International, Freedom House) auf die prekäre Situation von Schwulen in Nigeria aufmerksam.3
Homosexuelle sind in Nigeria auch in der Zivilgesellschaft geächtet. In einem Positionspapier zur Situation von Homosexuellen in Nigeria schrieb das Australische Außenministerium, dass LGBT* „soziale Isolation befürchten“ müssen und „diskriminiert“ werden.4 Für viele gesellschaftliche Gruppen gelten Schwule demnach als anti-afrikanisch.

In Nigeria ist es verbreitet, dass Homosexuelle ihre Sexualität verstecken. Familien und Freunde üben oft Druck auf die Personen aus und erzwingen Hochzeiten mit Menschen des anderen Geschlechts. Das australische Außenministerium konnte bestätigen, dass vor allem junge Männer nach ihrem Coming Out oft aus ihren Familienunterkünften verbannt werden.

Homosexuelle in Nigeria riskieren ebenso ihre Jobs, wenn ihre Sexualität bekannt wird. Lokale Nicht-Regierungsorganisationen haben nach dem Inkrafttreten des SSMPA einen signifikanten Anstieg von Angriffen gegenüber Schwulen festgestellt. Das Deutsche Auswärtige Amt warnt schwule Touristen explizit vor Reisen nach Nigeria.5

1 ecoi.net: United Nations Human Rights Chief Denounces New Anti-Homosexuality Law In Nigeria
2 U.S. Department of State, Country Reports on Human Rights Practices for 2017 – Nigeria
3 „Tell Me Where I Can Be Safe“ – The Impact of Nigeria’s Same Sex Marriage (Prohibition) Act
4 Department of Foreign Affairs and Trade: DFAT Country Information Report Nigeria
4 Deutsches Auswärtiges Amt: Nigeria – Reise- und Sicherheitshinweise (Teilreisewarnung)

Text: Matthias Kirsch